G E S U N D H E I T + S C H Ö N H E I T
Wollen Sie Ihre Zähne ein Leben lang erhalten? Wir haben wohl alle mehr oder weniger unangenehme Erfahrungen mit unseren Zähnen und dem Gang zum Zahnarzt gemacht. Mit diversen Hilfsmitteln putzen und pflegen wir unsere Zähne, um sie so lange wie möglich zu erhalten. Trotzdem erkranken sie; damit verbunden sind Schmerzen, Zahnarzttermine und Kosten. Zahnerkrankungen, welchen Einfluss haben sie auf unseren Organismus insgesamt? Wie oft muss man die Zähne putzen? Die Fragen häufen sich. TOP-Magazin interessiert sich für dieses Prophylaxethema und fragte einen kompetenten Zahnarzt.
TOP-Magazin: Zahnprophylaxe: Welche Krankheiten kann sie verhindern?
Dr. Mrochen: Zunächst einmal soll die Prophylaxe das Entstehen von Karies und Parodontitis verhindern. Allerdings geht der Effekt weit über die Mundhöhle hinaus. Entzündungen in der Mundhöhle -beispielsweise am Zahnfleisch - bergen große gesundheitliche Risiken für den Gesamtorganismus, wie z.B. ein deutlich erhöhtes Infarktrisiko oder bei Schwangeren eine wesentlich höhere Quote von Frühgeburten.
TOP-Magazin: Wo entsteht Karies?
Dr. Mrochen: Karies entsteht in aller Regel zunächst im Bereich von Rillen und Einziehungen der Zahnoberfläche die oftmals kleiner sind als die Borsten der Zahnbürste, so daß der Boden dieser Einziehungen auch bei eifrigem Bemühen nicht sauber gehalten werden kann. Hier schützen nur Versiegelungen vor der Kariesentstehung. Die zweite Problemzone liegt im Bereich der Zahnzwischenräume. Auch diese Bereiche werden von einer normalen Zahnbürste nicht sicher erfaßt, so daß sich auch hier Bakterien ansammeln können,die dann die Karies verursachen.
TOP-Magazin: Wo entsteht Parodontitis?
Dr. Mrochen: Parodontitis entsteht fast ausnahmslos in den Zahnzwischenräumen.Beim Erwachsenen finden wir in der Regel einen leichten Zahnfleischabbau im Bereich der Zahnzwischenräume, der durch frühere Entzündungen verursacht wurde. So entstehen kleine Lücken und Nischen, die für die Zahnbürste unzugänglich sind. In diesen Nischen bilden sich bakterielle Beläge, die dann genau an diesen Stellen zur Parodontitis führen.
TOP-Magazin: Wie kann man sich vor Karies und Parodontitis schützen?
Dr. Mrochen: Vor Karies in den Rillen und Einziehungen der Zahnoberfläche schützt deren Versiegelung. Gegen Karies in den Zahnzwischenräumen und vor Parodontitis, die ja ebenfalls durch Bakterien in den Zahnzwischenräumen verursacht wird, hilft nur eine konsequente Reinigung dieser Problembereiche.
TOP-Magazin: Können wir Patienten die Prophylaxe selber betreiben, oder findet Prophylaxe nur beim Zahnarzt statt?
Dr. Mrochen: Zu einer wirksamen Prophylaxe gehört unbedingt Beides. Festhaftende Beläge lassen sich mit häuslichen Mitteln, wie der Zahnbürste,ebensowenig entfernen wie Zahnstein. Prophylaxe beginnt dementsprechend mit einer professionellen Zahnreinigung in der Praxis. Anschließend liegt es in der Hand des Patienten Zähne und Zahnfleisch wirksam zu pflegen.
TOP-Magazin: Reicht die Zahnbürste hierfür aus?
Dr. Mrochen: In der Regel nicht. Eine sichere Reinigung der Zahnzwischenräume ist mit der Zahnbürste alleine nicht möglich. Hier ist der Einsatz spezieller Hilfsmittel wie Zahnseide oder besser noch Interdentalbürsten notwendig. Wichtig ist, daß diese für die jeweilige Situation passend ausgewählt werden. Es ist unmöglich alle, unterschiedlich großenZahnzwischenräume mit der gleichen Interdentalbürste zu reinigen. Hier muß in der Zahnarztpraxis ein individuelles Prophylaxekonzept erstellt werden,dessen Umsetzung für den Patienten dann einen täglichen Zeitaufwand von nur 5 - 10 Minuten erfordert.
TOP-Magazin: Und wenn man statt dessen einfach etwas intensiver putzt?
Dr. Mrochen: Dann bürstet man die Bereiche,die man bequem mit der Zahnbürsteerreicht zu intensiv und zu lange. Die Folge sind Mikroverletzungen am Zahnfleisch, die zwar zunächst nicht weh tun, die aber weil sie ständig wiederholt werden zum Zahnfleischrückgang führen.Die aus einer weicheren Substanz bestehenden Zahnhälse werden dadurch zunächst freigelegt und anschließend dann abgetragen was schließlich schmerzempfindliche Zahnhälse zur Folge hat.Die Folgen des großen Putzeifers mit der falschen Technik sehen wir täglich in der Praxis: ein schmerzempfindlicher Zahnhals und Parodontitis oder Zahnzwischenraumkariesan ein und demselben Zahn.
TOP-Magazin: Herr Dr. Mrochen, wir danken für das interessante Gespräch. Dr. Joachim Mrochen, Dormagen Zahnmedizin Wollen Sie Ihre Zähne ein Leben lang erhalten?

Zahnunfall: Die zehn wichtigsten Rettungsmaßnahmen
Unkomplizierte Risse im Zahnschmelz bis komplett ausgeschlagene Zähne mit Kieferfrakturen können die Folgen eines Zahnunfalls sein. In vielen Fällen kann der Zahn aber gerettet werden. Doch dazu ist rasches Handeln erforderlich. Was sollten der Verletzte und seine Begleiter dabei beachten? Welches Verhalten ist richtig, welches falsch? Das sind die zehn wichtigsten Regeln:
Notfallplan – jede Minute zählt
1. Zunächst einmal ist überlegtes Handeln gefragt: Beruhigen Sie den Verletzten (das Kind) und schauen Sie vorsichtig in den Mund durch Anheben der Lippe.
2. Die Wunde kann stark bluten. Mit einem Stofftaschentuch oder sterilem Verbandsmaterial Druck auf die blutende Stelle ausüben und von außen kühlen.
3. Sind die Zähne locker, nicht weiter daran wackeln, sondern die Zähne in Ruhe lassen.
4. Ausgeschlagene Zähne oder Zahnteile suchen. Nur die Zahnkrone, nicht die Zahnwurzel anfassen. Den Zahn auch bei Verschmutzung nicht reinigen.
5. Den Zahn beim Transport möglichst feucht halten. Es gibt dafür die Zahnrettungsbox, die in Apotheken erhältlich ist. In vielen Schulen und Kindergärten sowie in Sportvereinen und Schwimmbädern sind teilweise Zahnrettungsboxen vorhanden.
6. Wird der Zahn spätestens nach 20 Minuten in das spezielle Nährmedium gelegt, können die empfindlichen lebenden Zellen der Wurzelhaut bis zu 48 Stunden überleben.
7. Wer keine Rettungsbox zur Hand hat, kann den Zahn in kalte H-Milch legen, alternativ sind Frischhaltefolie, Speichel in einem Gefäß oder eine isotone Kochsalzlösung möglich. Jedoch sind hierbei die erfolgreiche Lagerungsdauer und damit die Heilungschancen geringer.
8. Den Zahn auf keinen Fall in Wasser, ein feuchtes Taschentuch oder in den Mund legen und nicht trocken transportieren.
9. Umgehend eine Zahnklinik oder eine Zahnarztpraxis aufsuchen.
10. Der Zahnarzt wird die Zähne im Detail untersuchen und entsprechend versorgen. Alle Fakten dokumentiert er in der Patientenakte. Dies ist für eventuelle Versicherungsansprüche wichtig, je nachdem, ob zum Beispiel ein Schul- oder Arbeitsunfall vorliegt, sowie für Spätfolgen und die damit verbundenen Behandlungen.
Bei Fragen für Erstversorger gibt es die bundesweit einheitliche kostenpflichtige Zahnunfall-Notrufnummer (1805) 012800. Weitere Informationen zur Zahnrettung gibt es unter www.zahnrettungskonzept.info, und auf zahnunfall24.de ist ersichtlich, wo Zahnrettungsboxen bereitliegen (außer in Apotheken).
Ecke, Tor, Zahnverlust: Fakten zu Zahnunfällen
• Rund 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen erleiden bis zum 16. Lebensjahr einen Zahnunfall [1].
• Am häufigsten sind Milchzähne bei Kindergartenkindern und Zähne von Kindern im Alter zwischen neun und 16 Jahren in Mitleidenschaft gezogen [1].
• Jungen verunglücken dreimal häufiger als Mädchen [2].
• Zu 70 Prozent werden die oberen mittleren Schneidezähne bei einem Zahnunfall verletzt [3].
• 30 Prozent der Zahnverletzungen betreffen das Milchzahngebiss, 20 Prozent die bleibenden Zähne [2].
• Zwei Drittel der Unfälle passieren zu Hause, auf dem Spielplatz oder beim Sport [1].
• Mit Mundschutzen sinkt die Verletzungsrate bei Zahnunfällen im Sport um 60 Prozent [4].
• Die besten Rettungschancen hat der Zahn, wenn er in den ersten fünf Minuten in die Zahnrettungsbox gelegt wird [5].
• Volkswirtschaftliche Folgekosten in Mitteleuropa: etwa fünf Millionen Euro pro Jahr pro Million Einwohner [5].
• Individuelle, lebenslange Folgekosten nach Verlust eines Frontzahnes in jungen Jahren: etwa 10.000 bis 20.000 Euro [5].
Quellen:
1. Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
2. Bayerische Landezahnärztekammer
3. Bundeszahnärztekammer
4. Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V.
5. zahnunfall.de/Dr. Yango Pohl
Quelle www.dzw.de